Ermutigungen zu einer Neuentdeckung des Bußsakramentes

Da
es außerhalb und auch innerhalb der (katholischen) Kirche immer
wieder Stimmen gibt, die den Sinn und Nutzen des Bußsakramentes (der
"Beichte") in Frage stellen, werden hier einige Gedanken
vorgestellt, die sowohl in theologischer Reflexion über dieses
Sakrament als auch im praktischen Umgang damit begründet sind.
Wenn
die Beichte mit Schuld
und ihrer Bewältigung
zu tun hat, dann ist es wichtig, echte von unechten Schuldgefühlen
zu unterscheiden. Falsche Schuldgefühle aufrechtzuerhalten kann
nicht das Ziel der Kirche und einer verantworteten Beichtpraxis sein.
Wer nicht davon loskommt, sollte die Hilfe eines Arztes (Psychiaters)
in Anspruch nehmen. Es wäre aber irreführend zu leugnen, dass es
echte Schuld gibt: gegenüber sich selbst und den Mitmenschen und -
aus der Sicht des Glaubens - auch gegenüber Gott. Diese muss
bewältigt, "aufgearbeitet", ja vergeben werden, damit der
Mensch wieder frei ist und sich positiven Zielen zuwenden kann.
Schon
von
einem rein natürlichen Standpunkt aus
ist es hilfreich, sich jemandem anzuvertrauen, der bestimmte Dinge
für sich behalten kann. Von da aus erscheint es äußerst wohltuend
zu wissen, dass ein katholischer Priester die Inhalte einer Beichte
unter keinen Umständen preisgeben darf (Beichtgeheimnis) - selbst
dann nicht, wenn er dadurch selber schwere persönliche Nachteile auf
sich nehmen müsste. So hilft es vielen, wenn sie bestimmte
Vorkommnisse ihres Lebens einfach einmal aussprechen und bei jemandem
"abladen" können, der sicher nicht mit anderen darüber
spricht.
Entscheidend
beim Bußsakrament ist aber die
Sicht des Glaubens:
Die Kirche hält daran fest, dass Gott jede
Schuld vergibt, wenn der Mensch sie bereut und sein Leben ändern
will. Die fundamentale Vergebung der Schuld geschieht in der Taufe;
für alle nach der Taufe begangenen schweren Sünden ist das
persönliche Bekenntnis in der Beichte notwendig. Damit erhält die
Kirche keinen Machtanspruch aufrecht, sondern erweist sich als
Dienerin des Wortes Christi: "Wem ihr die Sünden vergebt, dem
sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie
verweigert" (Joh 20,23). Willkür ist hier fehl am Platz. Wenn
die Voraussetzungen gegeben sind, muß der Priester jede Schuld
lossprechen. Wer den Glauben an das Bußsakrament teilt, kann sagen:
Nach einer gültigen Beichte bin ich durch die mir von Gott gewährte
Lossprechung des Priesters frei geworden von jeder Schuld. Ein neuer
Anfang ist möglich. Gott hat mir eine Zusage gegeben, wieder "heil"
zu sein; er hat mich geheiligt, um in der Neuheit der Gottes- und
Nächstenliebe das Leben wieder anzunehmen und zu gestalten. Das Ziel
ist ja nicht, bei der Schuld stehenzubleiben, sondern davon befreit
zu werden!
Die
gegenwärtige
kirchliche Praxis
in den Pfarrgemeinden und religiösen Gruppen ist sehr
unterschiedlich: Da gibt es (leider) Orte, wo die Beichte schon fast
vergessen ist; es gibt (immer noch) traditionell geprägte Pfarren,
in denen die Oster- und Weihnachtsbeichte zu einer gewissen
Selbstverständlichkeit gehört (mit der Gefahr eines
gewohnheitsmäßigen Formalismus). Und schließlich entdecken oft
Menschen ganz persönlich neu die heilende Kraft und den Segen dieses
Sakramentes für ihr Leben. Sie gehen zur Beichte nicht aus äußeren
Überlegungen, sondern aus innerer Überzeugung und mit der Freude
des Glaubens. Solche Menschen erfahren, daß ihnen dieses Sakrament
hilft, im Glauben voranzukommen. Sie sehen nicht nur die
Notwendigkeit im Bekenntnis schwerer Sünden, sondern auch die große
Chance für die Bewältigung der alltäglichen Schuld. Vielleicht
sollten Gläubige wie Priester wieder neu diesen Lebensquell
entdecken und so ein Stück weit Erlösung erfahren.
"Gott
der allmächtige Vater hat durch den Tod und die Auferstehung seines
Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur
Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er Dir
Verzeihung und Frieden! So spreche ich Dich los von Deinen Sünden im
Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! AMEN!"
Welche
Worte, wenn nicht die der Lossprechung des Beichtsakramentes spenden
dem Menschen mehr Trost und die Kraft zum Neubeginn!
Mir ganz persönlich wird durch die Vollmacht des geweihten Priesters die Versöhnung mit Gott geschenkt. Ich darf alles ins Wort bringen, was mich belastet, was mich trennt von mir selbst, von den Menschen, von Gott. Natürlich kann ich mich im persönlichen Gebet direkt an den dreifaltigen Gott wenden. Aber im direkten Gespräch im Beichtsakramtent in der Sicherheit des Beichtgeheimnisses mit dem Priester, in der direkten Zusage des verzeihenden Gottes wird mir eine Zuversicht geschenkt, die die Kraft des Neubeginnens birgt.
Nur
was ins Wort gebracht ist, wird erlöst, nur was ich ausspreche, kann
ich ändern. So lädt die Kirche ihre Gläubigen ein, die
Barmherzigkeit Gottes in diesem so wunderbaren Sakrament persönlich
zu erfahren, Probleme im Beichtgespräch zu klären, die Beziehung
zum Mitmensch und zu Gott zu erneuern. Wir laden Sie ein zu diesem
wunderbaren Erlebnis der unendlichen Liebe Gottes.
Hinweise zum Beichtsakrament in St. Johann Hamborn:
- Das Beichtsakrament kann jeden Samstag von 17.00 Uhr- 17.30 Uhr in der Abteikirche empfangen werden. Dazu steht der Beichtstuhl zur Verfügung
- Jederzeit können Sie das Kloster für ein Beichtgespräch kontaktieren (0160 92738624 oder beichte@abtei-hamborn.de
- Haben Sie keine Angst, Sie könnten etwas falsch machen, wenn Sie schon länger nicht mehr gebeichtet haben. Falsch machen könnten Sie höchstens etwas, wenn Sie diese große Chance nicht nutzen!