Prämonstratenser

Die Prämonstratenser (lateinisch: Candidus et Canonicus Ordo Praemonstratensis), mit dem Ordenskürzel OPraem, sind der größte römisch-katholische Orden regulierter Chorherren; er ist ein Zusammenschluss selbständiger Kanonien/ Klöster und wurde im Jahre 1120 von Norbert von Xanten mit 13 Gefährten in Prémontré bei Laon, auf Fernbesitz der Abtei Prüm, gegründet. Vor allem in Belgien und den Niederlanden werden die Prämonstratenser nach ihrem Gründer auch Norbertijnen „Norbertiner“ genannt. Der weibliche Zweig sind die Prämonstratenserinnen.




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Der Ordensgründer Norbert von Xanten war einer der im 12. Jahrhundert recht zahlreichen Wanderprediger, die in Nachahmung des Lebensstils Jesu und seiner Jünger besitzlos umherzogen. Norbert schlossen sich zahlreiche Anhänger, Männer wie Frauen, an, mit denen er 1120 im Tal von Prémontré bei Laon eine Gemeinschaft gründete, die sich am Ideal des gemeinsamen Lebens im Stil der Urkirche orientierte und aus der sich bald auf der Grundlage der Augustinusregel eine klösterliche Gemeinschaft entwickelte. Norbert selbst behielt sein Leben als Wanderprediger bei und gründete weitere Klöster.
Eine Besonderheit – in dieser Zeit allerdings nicht einzigartig – der ersten prämonstratensischen Gemeinschaften war, dass es sich bei ihnen um Doppelklöster handelte, in denen also Frauen und Männer, wenn auch in zwei voneinander organisatorisch getrennten Konventen, lebten. Obwohl Norbert mit Bernhard von Clairvaux befreundet und von den Idealen der Zisterzienser beeinflusst war, machen u. a. die Doppelklöster deutlich, dass es sich bei den Prämonstratensern im Ursprung um eine sehr eigenständige Bewegung handelte. Ein weiterer Unterschied zu den an der Benediktsregel orientierten Mönchsorden ist, dass die Prämonstratenser das kontemplative monastische Leben mit der nach außen gerichteten Seelsorge verbanden (vita mixta).
Der junge Orden erlebte eine schwere Krise, als Norbert sein armes, aber auch von allen Institutionen unabhängiges Leben als Wanderprediger aufgab und Bischof von Magdeburg wurde. Norbert reagierte auf die Enttäuschung, die sein Sinneswandel unter seinen Anhängern hervorgerufen hatte, indem er seine dominierende Stellung in der Bewegung, deren alleiniger Leiter er bisher war, aufgab. Jeder Konvent durfte sich einen eigenen Oberen wählen. Besondere Bedeutung gewann der erste Abt von Prémontré, Hugo von Fosses, ein alter Weggefährte Norberts. Erst durch Hugos organisatorisches Wirken entstand der Prämonstratenserorden im eigentlichen Sinn.
Neben den canonici lebten in den Niederlassungen der Norbertiner auch Laienbrüder (conversi). Ähnlich wie auch die Zisterzienser trugen die Prämonstratenser in den ersten Jahrhunderten nach ihrer Entstehung zur Verbesserung der Landwirtschaft bei. Später setzte sich mehr ein aristokratischer Zug durch, und die Handarbeit wurde allmählich zurückgedrängt. Wichtig blieben aber das Schreiben und Kopieren von Büchern, und auch die Lehrtätigkeit gewann an Bedeutung.
Die Doppelklöster, ursprünglich ein wesentliches Merkmal des Ordens, waren bald umstritten. In Prémontré selbst wurde diese Struktur schon 1137 oder 1141 aufgelöst und die Schwesternkommunität ausgesiedelt. So ging man nach und nach fast überall vor: Aus den Doppelklöstern wurden jeweils zwei auch räumlich deutlich voneinander getrennte Klöster, eines für Männer und eines für Frauen. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ging der Orden sogar noch weiter: Nun sollten nur noch Männerklöster neu in den Orden aufgenommen werden, und die bereits bestehenden Prämonstratenserinnenkonvente sollten anderen Orden angegliedert werden. Diese Maßnahme wurde jedoch nie konsequent durchgeführt.
Als der Orden 1126, nur sechs Jahre nach seiner Gründung, vom Papst anerkannt wurde, gab es bereits neun Ordenshäuser, und danach erstanden in schneller Folge mehrere hundert in ganz Westeuropa. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts soll es mehr als 1.300 Männer- und 400 Frauenklöster gegeben haben.
Im deutschsprachigen Raum entstand das erste Prämonstratenserstift bereits 1122. In diesem Jahr übergab Gottfried von Cappenberg seine Burg und sein Vermögen an den Orden zur Gründung von Kloster Cappenberg. Noch im selben Jahr stiftete Graf Walram II. Paganus von Limburg (1119–1139) das Prämonstratenserkloster Wenau als Doppelkloster für Männer und Frauen. Ein anderes Prämonstratenserinnenkloster in Deutschland war das Frauenkloster Dünnwald bei Köln, das 1143 von den Prämonstratensern übernommen wurde. 1235 oder 1236 beschloss Bischof Eckbert von Bamberg, ein Prämonstratenserkloster in Griffen in Kärnten zu gründen, dessen Chorherren aus dem Stift Veßra in Thüringen beordert wurden. Dieses Kloster war das einzige Prämonstratenserkloster in Kärnten, und es blieb die einzige Niederlassung der Prämonstratenser in Innerösterreich. 1245 wurde im Ortsteil Michelfeld der unterfränkischen Stadt Marktsteft bei Kitzingen ein Stift für Prämonstratenserinnen gegründet. Dieser Frauenkonvent unterstand dem Abt von Oberzell bei Würzburg. Der Bischof von Würzburg behielt sich das Recht vor, die Wahl der Priorin zu bestätigen. 1261 erfolgte dann die päpstliche Bestätigung des Klosters. Wegen Verfalls der klösterlichen Zucht übersiedelten die Nonnen im Jahre 1305 nach Tückelhausen, einem Stadtteil von Ochsenfurt.
Im Osten widmeten sich die Prämonstratenser vor allem der Kolonisierung und Christianisierung der Wenden und anderer Slawen östlich von Elbe und Oder. Verbreitet war der Orden auch in Böhmen und Mähren. Der Olmützer Bischof Heinrich Zdik berief den Orden im 12. Jahrhundert nach Böhmen und errichtete ihm das Kloster Strahov in Prag.
Im Laufe der Zeit wurden viele Regeln und Gebräuche nachlässiger interpretiert und gehandhabt, und das führte zu verschiedenen Reformen und dem Aufkommen von halb-unabhängigen Gemeinschaften. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der Orden als Folge von Reformation und mehreren Säkularisationswellen fast ganz verschwunden, und nur noch acht Häuser bestanden (alle in Österreich-Ungarn). Anfang des 20. Jahrhunderts gab es dann schon wieder 20 Ordenshäuser mit etwa 1.000 Priestern. Heute hat der Orden etwa 100 Niederlassungen und ist auf allen Kontinenten präsent.

Die Prämonstratenser zählen ebenso wie die Augustiner-Chorherren und die Kreuzherren zu den Regularkanonikern. Das heißt, es handelt sich um eine Gemeinschaft von Priestern mit Ordensgelübde und nicht um Mönche. Sie folgen der Augustinusregel, sind also ein augustinischer Orden, und legen das Armuts-, Enthaltsamkeits- und Gehorsamsgelübde ab. Auch ihre Lebensweise folgt weitgehend den monastischen Standards. Dazu gehört etwa die Einhaltung des Stundengebets oder das gemeinschaftliche Mahl im Refektorium.

Der höchste Repräsentant des Prämonstratenser-Ordens ist der Generalabt. Er ist der oberste Vorgesetzte aller Funktionsträger und Mitglieder des Ordens. Er vertritt den Orden nach außen und vor dem Heiligen Stuhl. Seine Hauptaufgabe nach innen ist der Zusammenhalt und die Verbindung der über die ganze Welt verstreuten Ordenshäuser der Prämonstratenser. Sitz des Generalabtes ist das Generalat in der Curia generalitia in Rom. Von hier aus leitet der Generalabt mit seinen Offizialen die Geschicke des Ordens. Er führt noch immer den Titel Dominus Praemonstratensis (Herr von Prémontré).
Der Generalabt der Prämonstratenser wird vom Generalkapitel gewählt, das alle sechs Jahre zusammentritt. Vor der Französischen Revolution war der Abt von Prémontré der Generalabt des Ordens. Generaläbte seit 1869 waren: (Die Zahl bezieht sich auf die Amtsfolge der Prämonstratenser-Generaläbte)
  • 56. Hieronymus von Zeidler (Strahov), 1869–1870
  • 57. Sigismund Stary (Strahov), 1883–1905
  • 58. Norbert Schachinger (Schlägl/Österreich), 1906–1922
  • 59. Gummarus Crets (Averbode/Belgien), 1922–1937
  • 60. Hubertus Noots (Tongerlo/Belgien), 1937–1962
  • 61. Norbertus Calmels (Frigolet/Frankreich), 1962–1982
  • 62. Marcel van de Ven (Berne/Niederlande), 1982–1996
  • 63. Hermenegild Jozef Noyens (Tongerlo/Belgien), 1996–2003
  • 64. Thomas Handgrätinger (Windberg/Deutschland), seit 2003

Der Ordensgründer: hl. Norbert von Xanten

 Der heute in allen Teilen der Welt verbreitete Prämonstratenser-Orden verehrt den heiligen Norbert von Xanten als seinen geistlichen Vater. Aus altem Hochadel stammend, wurde er von seinen Eltern für die geistliche Laufbahn bestimmt; eine weltliche Karriere innerhalb seiner Familie war ihm verbaut, denn er hatte einen älteren Bruder. Norbert wurde am St.-Viktor-Dom zu Xanten Stiftsherr und kam in den Dienst des Erzbischofs von Köln, eine Stellung, die ihn einerseits in den geistlichen Stand erhob und ihm entsprechende finanzielle Einkünfte zusicherte, 
 andererseits so niedrig angesiedelt war, dass er ein weltliches Leben führen konnte. Als Berater von Heinrich V. zog er mit nach Rom, als dieser Papst Paschalis II. gefangen nahm, um so seine Kaiserkrönung zu erzwingen. Möglicherweise lag in seinen Erfahrungen dort eine Wurzel für seinen späteren Sinneswandel. Seine ihm vom Kaiser als Belohnung für seine Treue angebotene Ernennung zum Bischof von Cambrai lehnt er ab. 
  
Um 1115 erfolgte seine eigentliche Umkehr; ein Blitz war unmittelbar neben ihm eingeschlagen. Er gab daraufhin seine Stellungen bei Erzbischof und Kaiser auf, verzichtete auf Pfründe und Vermögen, das er Armen überließ, ließ sich zum Priester weihen und verkündete als Wanderprediger in Deutschland, Frankreich und Belgien die christliche Lehre von Gottesliebe, Versöhnung und Gericht. Der Bischof von Laon hätte ihn gern als Reformer in seinem Bistum gehabt, doch den Klerikern dort war Norbert zu streng, sie schickten ihn weg. 
 Stattdessen bot der Bischof ihm einige Orte an, wo er ein eigenes Kloster gründen könnte. In einer Traumvision zeigte Maria Norbert eine Wiese mit einer verfallenen Kapelle, "Pratrum demonstratum" - davon leitet sich nun der Name Prémontré ab; dort gründete er 1120/21 mit 13 Gefährten ein Kloster, das sich zum Mutterkloster des größten Chorherren-Ordens der Kirche entwickelte.  Der Reichstag zu Speyer berief Norbert 1126 zum Erzbischof von Magdeburg. Zum neuen Leiter und ersten Abt von Prémontré wurde auf Vorschlag Norberts Hugo von Fosses gewählt. In Magdeburg hatte Norbert ähnliche Widerstände wie in Laon zu überwinden. Sein strenger Eifer und seine gewissenhafte Amtsführung stießen auf Widerstand, nur knapp konnte er einem Aufstand gegen sich entkommen. Seine beharrliche Geduld führte aber letztlich zu einer inneren Erneuerung in seiner Diözese. 
Er wandelte 1129 das bereits bestehende Stift "Unser Lieben Frauen" in Magdeburg in ein Prämonstratenserkloster um, das Kloster wurde Ausgangspunkt des Wirkens der Prämonstratenser im Osten und ihrer Mission unter den Wenden und Slawen. Es bereitete damit die Besiedelung der Länder östlich von Elbe und Oder durch deutsche Siedler vor. 
Als Erzkanzler des Reiches für Italien unternahm Norbert 1132 / 1133 mit Kaiser Lothar einen Romzug, von dem er, mit Malaria infiziert, geschwächt nach Magdeburg zurückkehrte und sich nicht mehr erholte. Sein Leben schloss er am 6. Juni 1134 in Magdeburg als Metropolit einer im Entstehen begriffenen riesigen Kirchenprovinz im Osten. Papst Gregor XII. sprach ihn am 28. Juli 1582 heilig. Da Magdeburg protestantisch wurde, übertrug man 1626 Norberts Reliquien in eine Kapelle der Abteikirche Strahov in Prag.  



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